Sparschrank aus Stahl

Spar-Verzinsungs-Verein "Ebbe und Flut" vom 1921

Sparvereine

 

Sparvereine sind ein Teil der Vereinskultur und kamen Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Ein Sparverein ist kein Verein im klassischen Sinne. Zu einem Sparverein schließen sich Personen zusammen, die gemeinsam ein bestimmtes Sparziel erreichen wollen. Neben dem Anliegen des gemeinsamen Sparens spielte aber schon jeher die Geselligkeit eine große Rolle. Sparvereine spielten auch eine Rolle als Vorläuferorganisation bei der Gründung genossenschaftlicher Bankinstitute. 

Erste Kleinsparer - Gemeinschaften sind in Deutschland schon ab dem Jahr 1847 verzeichnet. Die Idee des Gemeinschaftssparens verbreitete sich in Norddeutschland, wo sie zuerst als „Weihnachtssparen“ aufgegriffen wurde. Erste Sparvereine in Hamburg, betrieben ab 1878 von Seeleuten und Hafenarbeitern, dienten aber auch der gegenseitigen Unterstützung in Notfällen. Einschlägige Statuten forderten einen unbescholtenen Charakter der Neumitglieder, eine Ersteinlage und monatliche Zahlungen. 

Der Vorteil: Im Sparverein wurden Gebühren und Aufwand für ein eigenes Konto oder Sparbuch gemeinsam getragen. 

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts kamen Sparschränke auf, die eine Einzahlung von Spareinlagen auch ohne Anwesenheit eines Kassierers ermöglichten. Banken und Sparkassen unterstützten Menschen, die sich in Sparvereinen zusammengefunden haben, indem sie entsprechende Sparschränke und Bücher zur Dokumentation der Spracheinlagen zur Verfügung stellten. Sparschränke aus Stahl, oder seltener aus Holz, verfügen über eine Reihe nummerierter Fächer mit Schlitzen, in die Bargeld gesteckt werden konnte. Die Schränke wurden in vielen Gaststätten aufgehängt und fanden sich ebenso in Läden, wo etwa das herausgegebene Wechselgeld zum Sparen verwendet wurde. Die Mitglieder des Sparvereins verpflichteten sich, in den Sparschrank regelmäßig mindestens einen festgelegten Geldbetrag zu stecken. Dass dies bei einem Besuch der Gaststätte bei Konsum von Speisen und Getränken in Gesellschaft anderer Vereinsmitglieder geschehen soll, ist zwar nicht festgelegt, aber durchaus beabsichtigt. Wer Einzahlungen versäumt, muss je nach Regelung eine Strafgebühr bezahlen oder bekommt diese von seinem Guthaben abgezogen. 

In regelmäßigen Abständen werden alle Sparfächer geleert, der Inhalt gezählt, und die Beträge in einem Kassenbuch notiert, so dass die Höhe der Einlagen jedes Mitgliedes aufgezeichnet ist. Die Spareinlagen werden dann auf ein verzinstes Konto bei einer Bank oder Sparkasse eingezahlt. Am Ende eines Sparjahres, viele Sparvereine legen diesen Termin in die Vorweihnachtszeit, findet die Auszahlung der Spareinlagen im festlichen Rahmen statt. Ob die gesamte Spareinlage ausgezahlt oder ein Teil davon zu den Kosten der Feier herangezogen wird, ist unterschiedlich geregelt. Oftmals werden Aufnahmegebühren, Strafgelder und Zinsen in die Auszahlungsfeier investiert. 

Während früher ein Sparverein häufig durch die Bank oder Sparkasse unterstützt wurde, in dem entsprechende Sparschränke oder Bücher für die Dokumentation der Spareinlagen zur Verfügung gestellt wurden, hat sich dies in den 1990er Jahren immer mehr gewandelt und die Banken haben sich nach und nach aus diesem Geschäft zurückgezogen. Zwar ermöglichen Banken und Sparkassen noch heute entsprechende Sparbücher oder Konten für gemeinschaftliches Sparen, jedoch die Bereitstellung von Sparschränken etc. muss der Sparverein nun selbst finanzieren und organisieren. Dessen ungeachtet wird das Gemeinschaftssparen, gerade in Gaststätten, auch heute noch vielerorts genutzt; schätzungsweise sind momentan in Deutschland noch mehr als 200.000 Sparschränke im Einsatz. 

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