Schulsparen

Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählt die Unterrichtung von Sparsamkeit zum allgemeinen Bildungskanon. Schülerinnen und Schüler sollen den sparsamen Umgang mit Gütern und Geld lernen. Mitte des 19. Jahrhunderts entstehen in Deutschland erste Schul- und Jugendsparkassen, entweder als Privatsparkassen organisiert oder in Zusammenarbeit mit öffentlichen Banken und Sparkassen.

Die Schul- und Jugendsparkassen, zu denen auch die Aussteuersparkassen für Konfirmanden, die Konfirmandensparkassen und die Fortbildungsschulsparkassen gehörten, waren private Spareinrichtungen. Sie bezweckten, in der Jugend den Sinn für Sparsamkeit zu erwecken und die Jugend zur Sparsamkeit zu erziehen. Die Pfennige, welche die Kinder geschenkt bekamen oder sich durch kleinere Dienstleistungen selbst verdienten, sollten zu einem kleinen Kapital angesammelt werden, über welches sie nach beendeter Schulzeit verfügen konnten. Bei den Schulsparkassen wurden die Sparpfennige vom Lehrer eingesammelt und in bestimmten Zeiträumen allwöchentlich oder allmonatlich, bei einer öffentlichen Bank oder Sparkasse eingezahlt.

Die Schule, insbesondere die Volksschule galt als idealer Ort, um die Sparsamkeit der jungen Leute und den richtigen Umgang mit Geld zu fördern. Älteren Schülern wurde zum Beispiel mithilfe von Schautafeln und Broschüren der Umgang mit Sparbuch, Scheckformular & Co. beigebracht. 

Auch im 20. Jahrhundert war das Schulsparen fester Bestandteil der kindlichen Früherziehung. Das Hinführen zum Sparen war Bestandteil des „öffentlichen Auftrags von Banken und Sparkassen“. Natürlich war es auch ein Weg, neue Kunden zu gewinnen.

Wöchentlich hatten die Schulkinder die Möglichkeit, ihre ersparten Pfennige und Groschen beim Lehrer abzugeben. Dieser führte genau Buch darüber, wieviel ein jeder eingezahlt hatte und steckte das Geld in die dafür vorgesehene Heimsparkasse. Einmal im Monat brachte der Lehrer das Geld zur Bank und zahlte es dort auf ein Sparkonto ein. Am Ende der Schulzeit erhielt jeder Schüler seinen eingezahlten Betrag nebst Zinsen zurück und konnte so erfahren, dass Sparen sinnvoll ist und Geld vermehren kann, denn die ausgezahlten Beträge waren natürlich deutlich höher als die eingezahlten. Teilweise wird auch heute noch in manchen Schulen das Schulsparen angeboten.

Taschengeld

Die Zahlung von Taschengeld an Kinder und Jugendliche hat eine lange Tradition in Deutschland. Bekamen Anfang des 20. Jahrhunderts die Kinder in der Regel kein Taschengeld, so hat sich dies im Laufe der Jahre doch geändert. 

In 1950er Jahren fing es an üblich zu werden, Kindern und Jugendlichen für kleinere Leistungen Geld zuzustecken; handelte es sich zu dieser Zeit meist um Pfennige und Groschen die die Heimsparkasse füllen sollten. Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung war bereits in den 1960er Jahren eine regelmäßige wöchentliche oder monatliche Taschengeldzahlung Usus. Die Auszahlung von Taschengeld gehört auch zur kindlichen Finanz-Früherziehung. Das Zur-Verfügung-Stellen eines bestimmten Geldbetrages für das Kind hatte den Zweck, junge Menschen mit dem selbstständigen Umgang mit Geld und Kaufvorgängen vertraut zu machen. Die Höhe des ausgezahlten Taschengeldes hing, damals wie heute, von der Einstellung und der wirtschaftlichen Situation der Erziehungsberechtigten ab. 

Seit den 1980er Jahren war es zudem üblich, für die Kinder ein sogenanntes Taschengeldkonto bei einer Bank oder Sparkasse einzurichten. Die Eltern überwiesen den monatlichen Taschengeldbetrag dann einfach auf das Taschengeldkonto, so hatten die Heranwachsen die Möglichkeit Geschäfte im Bankwesen wie Ein- und Auszahlungen oder Überweisungen kennenzulernen. Nicht ganz uneigennützig boten die Banken und Sparkassen natürlich diese kostenlosen Taschengeldkonten an um Neukunden zu gewinnen. Ein erheblicher Teil der Kinder nämlich blieb nach Erreichen der Volljährigkeit der Bank treu und das ehemalige Taschengeldkonto wurde in ein normales Kontokorrentkonto umgewandelt. 

Wie Kinder mit Geld umgehen und wieviel Geld Ihnen zur Verfügung steht hat einen Einfluss auf das Erlernen ihres Finanzverständnisses. Auch die Höhe des Taschengeldes hat sich in letzten 70 Jahren erheblich verändert. Bekamen die Kinder in den 1950er Jahren ein paar Groschen monatlich so ist dieser Betrag im Laufe der Jahrzehnte kontinuierlich angestiegen, letztendlich auch weil nicht nur die Wünsche der Kinder sondern auch die Teuerungsrate hier eine Rolle spielen. Im Jahr 1974 erhielten 14-jaährige im Schnitt 4,00 DM Taschengeld monatlich, heutzutage erhalten 14-jährige im Schnitt 38,00 EUR monatlich. Bereits seit den 1980er Jahren war es gang und gäbe, das Jugendliche Möglichkeiten suchten ihr Taschengeld aufzubessern mittels kleinerer festerer Jobs die sie regelmäßig erledigten. Hierzu gehörte in erster Linie das Babysitten und das Austragen von Zeitungen und Zeitschriften. 

Geändert hat sich im Laufe der Zeit auch das Sparverhalten der Kinder; während noch in der 1950er bis 1970er Jahren der größte Teil des Taschengeldes in die Spardose geworfen wurde, wird seit den 1980er Jahren ein Großteil des Taschengeldes in der Regel nicht mehr gespart, sondern komplett für die eigenen Wünsche ausgegeben. Kaufen sich Kinder damals in erster Linie Süßigkeiten und Zeitschriften, werden heute von dem zur Verfügung gestellten Taschengeld in erster Linie elektronische Geräte angeschafft.

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