Die Geschichte der Heimsparkassen
Die Heimsparkasse ist eine Sonderform der gewöhnlichen Spardose. Sie besteht fast immer aus Metall und zeichnet sich durch eine besonders stabile und schwere Bauart aus. Die Schlösser sind nicht so primitiv wie bei den "privaten" Sparbüchsen.
Etwa um 1920 begannen Banken und Sparkassen systematisch mit der Ausgabe von Heimsparkassen (meist in schlicht-eleganter Stahlblechausführung), vor allem zur Sparerziehung der Kinder bzw. zum Kleinstsparen. Diese Heimsparkassen wurden in der Regel zusammen mit einem Sparbuch ausgegeben, in welchem gewöhnlich ein Pfandvermerk als Sicherheit gegen Verlust und Beschädigung eingetragen wurde, sie waren – zumindest anfangs – also geliehen und gehörten weiterhin dem ausgebenden Kreditinstitut, welches auch den passenden Schlüssel zum Öffnen behielt.
Seit 1925 wurden Heimsparkassen vor allem anlässlich des Weltspartages an potentielle Kunden im Kindes- und Schulalter – oft auch in Verbindung mit dem Schulsparen – verteilt; für und von Kindern wurde die Heimsparkasse häufig als Heimspardose bezeichnet. An einer eingestempelten Nummer konnte jede Heimsparkasse identifiziert werden. Viele Banken und Sparkassen schickten noch in den 1920er und 1930er Jahren ihre Kassierer oder andere beauftragte Personen zu ihren Kunden, um bei diesen zu Hause die Heimsparkassen zu leeren. Sie bekamen für einen Wochenbesuch vor dem ersten Weltkrieg 3 Pfennig, für einen neuen Kunden 15 Pfennig. Der gesparte und eingesammelte Betrag wanderte dann aufs Sparbuch. Der Hausbesuch war schon Tradition, viele Sparer hatten sich sogar verpflichtet, regelmäßig wöchentlich eine bestimmte Summe abholen zu lassen.
Die Heimsparkassen wurden als Annahmestelle der Banken und Sparkassen im Hause des Sparers angesehen; das System erwies sich als sehr erfolgreich. Der Aufwand für Material, Verwaltung und Arbeit lohnte sich für die Banken und Sparkassen durch die Erhöhung des Einlagebestandes. Zahlreiche Kreditinstitute und hatten sich dem System angeschlossen - um 1925 waren in Deutschland bereits mehr als 50 Spardosen-Modelle in Umlauf.
Anfang der 1930er Jahre wurden von Banken und Sparkassen sogenannte Sparuhren an die Kunden vergeben. Verschiedene Funktionen der Uhr, das Stellen, das Aufziehen des Federwerks, das Weiterschalten des Kalenders und ähnliche wurden erst ermöglicht, wenn man eine Münze durch einen Einwurfschlitz eingeworfen hatte. Die Sparuhr wurde regelmäßig zum Geldinstitut gebracht und dort entleert.
Die häufigste Form der Heimsparkasse der 1920er – 1960er Jahre war oval, besaß einen klappbaren Bügel und ein aufgenietetes Blechschild. Ihre Form und das schwere Material brachten ihr den Spitznamen "Bügeleisen-Spardose" ein. Ender der 1950er Jahre eroberte dann eine andere Art der Heimsparkasse die Haushalte, welche wegen ihrer zylindrischen Form den Spitznamen „Bienenkorb“ erhielt; beide Modelle gab es in verschiedenen Ausführungen, teilweise auch mit Sichtgitter. Sonderformen waren unter anderem auch ovale Heimsparkassen mit Sichtgitter aber ohne Bügel oder mit mehreren Fächern und Münzzählmöglichkeit sowie Bienenkörbe aus Bakelit. Die Bienenkörbe, welche eigentlich nur einen Münzschlitz oben hatten, gab es, sehr selten, auch mit Münzschlitz vorne und Schein-Loch hinten. Selten gab es auch ab den 1970er Jahren ganze Bienenkörbe aus hartem Plastik (kein Bakelit). Verfügten die Bügeleisen-Spardosen anfangs nur über einen Schlitz für Hartgeld gab es sie später auch mit einem zusätzlichen Loch an der Seite, um Geldscheine leichter einstecken zu können. Hatten die Heimsparkassen bis Ende der 1960er Jahre stets ein aufgenietetes Schild, wurden in den 1970er Jahren bereis Heimsparkassen teilweise direkt bedruckt.
Nach dem Krieg wurden Heimsparkassen ohne Pfand ausgegeben, zu groß war der Verwaltungsaufwand – auch die Hausbesuche bei den Kunden gab es nicht mehr. Anlässlich des Weltspartages kamen nun aber viele Erwachsene und Kinder, um vom Kassierer ihre Heimsparkasse aufschließen zu lassen, sie zahlten den darin befindlichen Betrag auf ihr Sparkonto ein.
Seit Ender der 1970er Jahre werden keine Heimsparkassen mehr ausgegeben, zu groß ist mittlerweile für die Kreditinstitute der Aufwand des Leerens. Viele Heimsparkassen landeten danach auf Flohmärkten und in Sammlungen – aber sie bleiben für immer ein wichtiges Stück Wirtschaftsgeschichte.
Bügeleisen-Spardose
- um 1920
- mit aufgenieteten Blechschild und eingestanzter Nummer
Bügeleisen-Spardose
- um 1940
- mit aufgenieteten Blechschild und eingestanzter Nummer
Bügeleisen-Spardose
- um 1950
- mit Sichtgitter auf beiden Seiten
Sonderform
- Heimsparkasse ohne Bügel mit Sichtgitter
Sonderform
- Heimsparkasse ohne Bügel und ohne Sichtgitter
Sonderform
- Heimsparkases mit Bügel
- mit mehreren Fächern und Münzzählmöglichkeit
Sonderform
- Heimsparkases ohne Bügel
- aus Bakelit
Sonderform
- Heimsparkases mit Bügel
- aus Bakelit
Sparuhr
- um 1930
Spar-Wiege aus Metall
- um 1950
- mit aufgenieteten Blechschild und eingestanzter Nummer
- wurde zur Geburt an die jungen Eltern verschenkt
Spar-Wiege aus Holz
- um 1960
- mit Aufschrift "Sparen bringt Wohlstand"
- wurde zur Geburt an die jungen Eltern verschenkt
Bienenkorb - Schulsparen
- um 1960
Bienenkorb
- um 1960 mit Sichtgitter auf beiden Seiten
Bienenkorb aus Bakelit
- um 1970
Bienenkorb
- um 1970
Bienenkorb aus hartem Plastik
- um 1970
Bienenkorb mit Münzschlitz vorne und Schein-Loch
- um 1960
Bienenkorb - bedruckt
- um 1975 - ohne aufgenietetes Blechschild
Sonderform
- ovale Heimsparkasse
- vorne abgeschrägt
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