Die Geschichte des Sparens
Die Geschichte des Sparens reicht bis ins antike Babylon zurück; hier wurde bei einer Ausgrabung eine einfach Spardose gefunden, die ins 4./3. Jahrhundert v. Chr. datiert werden konnte. Bei den Römern dann waren Sparbüchsen aus gebranntem Ton in Form einer Birne sehr verbreitet. Über die Jahrhunderte hinweg bedeutete Sparen für die einfachen Leute das Anlegen von lebensnotwendigen Vorräten. Geld, wie wir es kennen und benutzen, hatte damals als offizielles Tauschmittel wenig Bedeutung. In der Neuzeit wurden Sparbüchsen immer beliebter – nun wurde das wenige Geld, das erwirtschaftet werden konnte, in Gefäßen versteckt um es aufzuheben bzw. zu sparen. Über die Jahrhunderte hinweg hatte sich der Sinn der Sparbüchsen nie geändert. Sie sollten eine sichere Möglichkeit darstellen, kleinere Beträge vor einem direkten Zugriff zu verwahren und für spätere Zeiten zu sichern. Einziger Nachteil: Der Besitzer hatte zu jeder Zeit Zugriff auf sein Erspartes. Dies sollte sich erst mit der Einführung der Heimsparkassen ändern. Es wurde aber nicht nur im Privaten gespart, auch die Gilden und Zünfte hatten sogenannte Sammelbüchsen, in denen für verschiedene Zwecke Gelder gesammelt wurden.
In den 1820er-Jahren kamen die ersten Sparbücher im deutschen Raum auf. Erstmals konnten alle Ein- und Auszahlungen eingetragen werden und das vorhandene Guthaben war auf einen Blick ersichtlich. Erst Ende des 19., Beginn des 20. Jahrhunderts konnte sich das Sparbuch durchsetzen und hat bis heute, trotz zahlreicher anderer Sparvarianten, nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt. Als erste Sparkasse gilt nach modernem Verständnis die von der Hamburger „Patriotischen Gesellschaft zur Förderung der Künste und des Unterrichts“ 1788 ins Leben gerufene „Ersparungscasse der Allgemeinen Versorgungs-Anstalt“. Sie gab auch an Dienstboten, Tagelöhner und Seeleute Sparbücher aus, so dass auch „einfache Leute“ ihr Erspartes sicher und gegen Zins anlegen konnten. Mit der Industrialisierung und den damit verbundenen Lohnauszahlungen kamen die Menschen immer mehr in Kontakt mit Geld und auch der Umgang damit wurde alltäglicher. Die ersten ländlichen Kreditgenossenschaften wurden als Ergebnis einer Missernte im Jahr 1842 durch Friedrich Wilhelm Raiffeisen ins Leben gerufen. Nach dem im März 1862 gegründeten „Anhausener Darlehenskassenverein“ waren sie bald in fast allen Landgemeinden vertreten und entfalteten dort eine sehr nützliche Tätigkeit. Als erste Großbank entstand die im Februar 1870 als Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg gegründete heutige Commerzbank, der die Deutsche Bank (März 1870) und die Dresdner Bank (November 1872) folgten. Ihre Gründungen waren Ergebnis des aus der Industrialisierung resultierenden starken Kapitalbedarfs der sich in Deutschland etablierenden Großindustrie, der nur durch Großbanken und/oder Bankenkonsortien zu finanzieren war.
Um das Jahr 1915 dürfte das System des Heimsparens nach Deutschland gelangt sein. Zurückzuführen ist es auf den Amerikaner Mr. Burns, nach dessen Idee dem Sparer mit dem Sparbuch auch eine Heimsparkasse ausgehändigt wurde. Da man von Seiten der Politik und der Kirche Angst hatte, dass die Leute all ihr Bargeld zu Hause behielten, propagierte man ab sofort das Sparen bei Banken und Sparkassen. Diesbezüglich erklärte der Raiffeisenverband im März 1924: “Das Geld sollte aber nicht zu Hause aufbewahrt werden, denn da hat es keinen volkswirtschaftlichen Nutzen. Es sollte zu einem Bankinstitut gebracht werden, damit dieses es wiederum an die Wirtschaft verleihen kann.“
Damit begann der Siegeszug der Heimsparkassen und bereits 1925 wurde der 1. Weltspartag gefeiert. Auch das Schulsparen war im 20. Jahrhundert fester Bestandteil der kindlichen Früherziehung. Sparen ist, früher wie heute, eine Tugend – ob allein oder im Sparverein - verändert hat sich nur, nicht zuletzt zinsbedingt, die Art des Sparens.
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